Hallo.
Der Höflichkeit wegen
stelle ich mich vor:
mein Name ist Moritz Gerber.
Tut aber eigentlich nichts
zur Sache,
vor lauter Handles, Nicknames
und anderem Kram weiss man ja am Internet eh' nicht mehr, mit wem man es
zu tun hat
- und es ist meist auch
egal.
"Der Denker" heisst die
Überschrift dieser Page.
Das soll eine Anspielung
sein, auf so 'ne Skulptur, von Rodin glaube ich.
Oder einem, der ähnlich
heisst, ich hab' da oft Mühe mit.
Aber das ist - und ich
benutze das Wort ungern schon wieder (sorry!) - eigentlich auch 'egal'.
Es ist nur eben schwer,
einen Namen für eine Page zu finden.
Meine andere, "richtige"
Page z.B. heisst "Der Moge"...
Weil ich MOritz GErber
heisse... "Der Moge" - eine richtige Scheissidee!
Aber so geht's!
Wegen dem "egal":
man hört und liest
ja oft, die Jugend heutzutage sei die "Null-Bock-Generation".
Die Generation, der alles
"egal" sei!
Da ich ja auch erst 21
Jahre alt bin, fühle ich mich immer gemeint, wenn jemand von der "Generation
X" spricht.
Dabei ist mir überhaut
nichts egal! Echt!
Viel zu wenige Dinge sind
mir egal! Alles ist mir irgendwie nicht egal -
und wenn einem so viele
Dinge nicht am Arsch vorbeigehen, kann es an die Nerven gehen.
Das Klima, die Arbeitslosigkeit,
die sich ausbreitende Armut - ist mir alles nicht egal.
Und jetzt Standartsatz
(hilft nie!): "Aber was kann ich schon tun?!"
Aber ich muss aufpassen,
dass nicht alle 'wegzappen'.
Obwohl man im Netz ja gar
nicht zappt, sondern surft.
Dann eben dass nicht alle
weitersurfen. Wegen der Einschaltquote und so, d.h. der Mitlesequote eigentlich.
Viele sind bestimmt schon
abgehauen, als sie das Layout dieser Page gesehen haben.
Todlangewilig.
Da hat sich's einer ganz
einfach gemacht.
Will sich wohl wichtigmachen.
Und dann der Titel, der
eben schon erwähnte so schwer zu wählende Titel...
"Der Denker"
Da surfen gleich nochmal
50% der Leser weiter.
Dabei will ich gar nicht
auf allzu hohem Niveau denken.
Nur ganz einfache Gedanken.
Z.B. zum Thema:
"Das Wort 'egal'" ".
Hab' ich ja eben gemacht.
Denken kann man es kaum
mehr nennen. Oder zumindest sollte man erwähnen, dass es
unreflektiertes Denken
ist.
Von der Hand in den Mund
sozusagen,
vom Gehirn direkt auf die
Page!
Das spart viel Mühe,
gebe ich zu. Ob's dann jemanden interessiert ist die andere Frage.
Nachmittags-Talkshows interessieren
aber scheinbar jeden.
Dann müsste ich die
Page vielleicht in "Moritz Gerber" unbenennen und Gäste einladen...
Die scheinen auch Probleme
bei der Wahl eines Titels zu haben, diese TV-Leute.
"Arabella"
"Fliege"
"Hans Meiser"
...(was gibt's denn noch?)
Super-originell jedenfalls.
Da bin ich auf meine Variante
"Der Moge" fast noch stolz!
Aber eben, zurück
zum Denken. Auch in seiner niederen, beinahe unbewussten Art ist es oft
beinahe verpönt.
Zum Beispiel: ich sass
einmal neben einer Klassenkollegin im Bus. Beide wussten wir:
Jetzt war Small-Talk gefragt,
oder wir würden beide
die ganze Fahrt lang betreten schweigen müssen.
Dann sprachen wir wohl
kurz übers Wetter oder so.
Schliesslich gestand ich
ihr, wie ungern ich diesen Small-Talk mag.
Ich rechnete ihr vor, wieviele
Worte schon alleine in "unserem" Small-Talk benutzt worden waren.
Und wieviele im ganzen
Bus.
Dann multiplizierte ich
das mit der geschätzten Anzahl Busse in Bern (da wohne ich!),
dies mit der geschätzten
Anzahl bern-grosser Städte auf der Welt.
Sagen wir mal, es ergab
geschätzte 239'532'134 Worte.
Und ich fragte sie:
"Ist es nicht Wahnsinn,
dass in diesem Moment auf der ganzen Welt geschätzte
239'532'134
Worte sinnlos für
inhaltslosen Small-Talk verschwendet werden?!?"
Ihre Antwort:
"Wer sich so etwas überlegen
kann, hat wohl zuviel Zeit!"
...
Naja, das habe ich vielleicht
wirklich.
Aber man sollte sich doch
ab und zu die Zeit nehmen
(dürfen),
ein wenig zu überlegen.
Übrigens ist mir diese
Kollegin nicht so unsympathisch, wie es jetzt hier erscheint.
Dies nur, falls sie gerade
mitliest und sich an das Gespräch erinnert.
Was sie beides mit 99%iger
Sicherheit nicht tut, aber egal.
Scheisse, schon wieder
dieses "egal"... ich werde versuchen, ohne es auszukommen!
Ehrlich!
Was ich schon etliche (27)
Zeilen weiter oben kurz anmerken wollte:
das Wort "eben" ist ein
besonders interessantes Wort.
Ein Freund aus Japan -
Kengo heisst er -
war sehr fasziniert von
dem Wort "eben".
Wenn man z.B. über
etwas gesprochen hat, und dann abschweift und über andere Dinge spricht,
dann kann man Minuten,
im Extremfall Stunden später
einfach sagen: "Eben,
was ich sagen wollte, ..."
und man hat an das erste
Thema angeknüpft!
Genial!
Auch in Fällen wie:
"Eben deshalb!",
"Eben, habe ich schon immer
gewusst!" &
"Eben nicht!"
hat dieses Wort eine sehr
nützliche Funktion. Und ist praktisch unübersetzbar.
Das finde ich sowieso sehr
interessant:
unübersetzbare Wörter!
Da haben manche Sprachen
einfach irgendwelche Spezialmutationen,
mit denen die Leute dann
geheimnisvolle Sachen ausdrücken können,
die anderssprachigen Leuten
völlig unbekannt sind.
Komisch, aber interessant.
Das japanische Wort
'nastukashii'
(spricht sich: "NAZUKASCHII")
zum Beispiel bedeutet:
"..."
Da gibt's jetzt eben kein
deutsches Wort dafür, tut mir leid!
Ich könnte es natürlich
zu erklären versuchen,
gerade weil es ein sehr
schönes Wort ist.
Aber vielleicht später
mal!
Wie spät ist es eigentlich?
20:57
Bei ihnen natürlich
nicht, sie lesen diesen Text ja irgendwann und
irgendwo.
(Ich schreibe "ihnen" und
"sie" klein -
neue Rechtschreibung!
Die find' ich zwar Scheisse.)
Eben (!!!), ich fragte
gerade eben (!!),
wie spät es sei.
Man fragt nämlich
immer:
"Wie
spät ist
es?"
Nie:
"Wie
früh ist
es?"
Oder:
"Wie 'gerade richtig' ist
es?"
Immer ist es "spät"!
Um 01:34 Uhr ist es spät
Um 23:56 ist es auch spät
Um 34:87 wäre es auch
spät,
wenn es diese Zeit überhaupt
gäbe.
Dieses "Wie spät ist
es?" ist eben auch ein Phänomen der deutschen Sprache.
Und deshalb werde ich das
Thema gleich fallenlassen -
denn das ist schon der
zweite Gedankengang in Folge zum Thema "Sprache"!
Und ich darf nicht zu lange
bei ähnlichen Themen bleiben!
(Sie wissen: Lesequote!)
Alles muss schnell zappen,
ändern, weiter, schneller und so.
Das wird immer auf hundserbärmliche
Weise von
Künstlern und Kabarettisten
und solchen Leuten parodiert und kritisiert;
"Ach! Unsere Welt ist so
schnelllebig geworden, ach!"
Haben sie gesehen: schnelllebig
mit drei "l" - auch die neue Rechtschreibung!
Die ich nicht gut finde!
Und auch ein Gedanke zur
Sprache!
Also pfui! Neues Thema!
Ich finde es gar nicht
so schlimm, öfter das Thema ändern zu müssen.
Wenn ich in der Stadt spatziere
(spaziere?),
denke ich auch immer was
Neues.
Gerade eben war's noch:
"Dem Bettler hätte
ich 'was geben sollen..."
Und plötzlich sind
meine Gedanken erfüllt von:
"Das war ja eben eine krass
geile Biene!"
Obwohl: das Wort "Biene"
benutze ich nie, auch in Gedanken nicht.
Es eignete sich nur gerade
gut für den Text.
Eine gute Bezeichnung für
tolle Frauen finde ich:
"Schabe"
Aber das könnte Dialekt
sein -
man spricht in der Schweiz
ja nicht Hochdeutsch.
Oder auch einfach:
"Eine geile Frau!"
Aber das will ich jetzt
nicht vertiefen.
Das Niveau will ich ja
nicht künstlich hochhalten.
Und Frauen sind zugegebenermassen
etwas, woran ich
und man
und Mann
oft denke bzw. denkt.
Aber - und da muss ich
vielleicht manche Leserin enttäuschen -
doch nicht ganz das einzige.
Wer jetzt denkt (schon
wieder das Denken... kommt eben doch ziemlich oft vor!),
ich sei abgeschweift,
der hat recht.
Aber das Abschweifen ist
ja der eigentliche Sinn dieses Textes, dieser Page.
Wie schon erwähnt
denke ich eben einfach direkt in die Tastatur,
denke direkt ins Netz.
Wie ich das dann weiterhin
gestalten will,
das ist noch ziemlich offen.
Vielleicht füge ich
einfach jeden Tag eine handvoll Zeilen hinzu.
Und teile das dem Leser
nicht einmal mit.
Vielleicht mache ich kleine
Anmerkungen, so dass man weiss, wo wieviel Zeit vergangen ist.
Ein Beispiel (also gilt
das jetzt nicht, nur ein Beispiel, ok?!):
Montag, der 23.11.98:
Aber das unterbricht irgendwie
den Fluss des Textes.
Die grössere Gefahr
droht, wenn der Fluss der Gedanken unterbrochen wird.
Den Text kann man ja im
Nachhinein zurechtbasteln,
aber wenn erst mal die
Gedanken abreissen...
Zum Glück denkt man
ja ständig.
Ich zumindest.
Und das schreibe ich jetzt
nicht, um mich zu protzen!
Was ich meine, ist einfach,
dass ich ein krankhafter Denker bin.
Vielleicht geht es allen
anderen Menschen auch so,
und ich weiss es nur nicht.
Aber ich befürchte,
dass nur wenige so in ihren
Gedanken verfangen sind
wie ich.
Kürzlich sah ich z.B.
einen Einäugigen an mir vorbeigehen.
Schon als ich ihn in der
Ferne erblickt hatte, begann ich zu überlegen:
"Soll ich ihn ansehen?
Oder wäre das peinlich?"
"Und wenn ich ihn ansehe
- soll ich nur in das heile Auge gucken?"
"Oder besser so tun, als
guckte ich auch in das andere,
das unter einer Klappe
verborgen ist?"
"Gibt es überhaupt
einen Unterschied darin, wie man
einem Einäugigen
und einem Zweiäugigen
in die Augen (bzw. das
Auge) schaut?"
"Oder sehe ich ihn besser
gar nicht an?"
Vor lauter solchen Überlegungen
kann ich manchmal kaum mehr
gerade gehen.
Gerade gehen und
viel denken
ist halt schwerer als nur
gerade gehen.
Ich weiss, das Beispiel
mit dem Einäugigen ist verwirrend.
Ich will nur zeigen, dass
ich eben aufgrund jedes Menschen, jedes Dinges, jedes Wortes
unwillkürlich lange
Gedankenstränge zu denken beginne.
Was eben enorm lästig
sein kann
(und ist).
Man könnte dam ganzen
Phänomen einfach den Stempel
"Komplex"
draufhauen.
"Haste Komplexe oder was?!"
Aber das wäre wohl
zu einfach,
da ich das Nachdenken oft
auch ganz gut finde.
Sonst hätte ja die
Kollegin aus dem Bus (erinnern sie sich)
recht gehabt.
Nein, Denken ist schon
in Ordnung.
Konfuzius wurde einmal
gefragt:
(und das ist jetzt kein
Witz - ich weiss,
dass der Name Konfuzius
oft für irgendwelchen Quatsch mnissbraucht wird!)
"Dein Schüler [Irgendeinname]
denkt jedesmal, wenn er etwas gefragt wird,
dreimal nach,
bevor er antwortet. Findet
ihr das gut?"
Und Konfuzius antwortete:
"Zweimal genügt!"
Tolle,
richtiggehend
geile
Antwort,
oder?
Übrigens: wie liest
es sich so
v
e
r
t
i
k
s
l
?
Geht auf den Geist, nicht?
Beim Schreiben merkt man
natürlich nicht viel.
Ich haue eben öfters
auf die "Enter"-Taste als sonst,
aber sonst...
(Autsch: zweimal "sonst"
im selben Satz...
das tut beim Lesen mächtig
weh!)
Die Wochenzeitung "Die
Zeit" hat vor kurzem
eine Spezial ihres "Zeit-Magazins"
herausgegeben.
Gestaltet wurde dieses
Spezial von irgendwelchen Internet-Künstlern.
Die wollten "die neue Art
des Lesens" aufs Papier bringen.
Haben die Bilder und den
Text getrennt gedruckt!
Und soviel ich weiss
keine Überschriften
für die Texte gemacht, keine Gross- und Kleinschreibung!
Das Spezial selbst habe
ich nicht gesehen, aber Leserbriefe dazu.
Die Leser waren richtig
angeschissen!
Hatten auch recht, wer
will schon trockenen Text ohne Bilder in einem Magazin?
Weshalb ich das erwähne?
Weil dieser Text ja auch
etwas... unkonventionell/nervtötend gestaltet ist.
Und ich deshalb jeden Verdacht,
ein
selbstverliebter Künstler
mit Neigung zur Abstraktion
zu sein, weit von mir schieben
will!
Es tut mir ja auch leid,
wenn die Leser dieses Layout unbequem finden.
Ehrlich!
Aber es eignet sich irgendwie
für meine Zwecke doch am besten!
Obwohl man sich fragen
kann:
was sind meine Zwecke überhaupt?
Ich könnte diese Page
einfach "Kunst" nennen,
dann wäre so ziemlich
alles erlaubt!
Ich erinnere mich zwar
nicht daran, wie Kunst definiert ist,
aber wenn jemand sagt:
"Das ist Kunst!",
dann kann ihm ja wohl keiner
wiedersprechen!
Dennoch... Kunst, die nur
der
'Selbstbefriedigung'
des Künstlers dient
finde ich unakeptabel.
Ok, jede Kunst tut das
irgendwie,
aber manchmal unterhält
sie auch.
Wenn also E und U zusammenkomman,
dann ist es i.O.
Ob dies hier der Fall ist?
Wieviele Webpages gibt
es, auf denen irgendein Typ
ein paar Familienphotos
und zwei, drei
lustige Sprüche verewigt
und dann damit Websurfer anzulocken hofft...
Wirklich sinnlos, all die
verschwendeten Bits und Bytes.
Und da macht dieser Text
wohl keine Ausnahme.
Ich kann nur hoffen, dass
das Lesen auch manchem Surfer Spass macht.
Selbst kann ich das nicht
feststellen.
Wenn ich ganz ehrlich sein
soll -
und das soll ich wohl -
dann muss ich zugeben,
dass ich mich zum grossen
Teil auch mit dem Web beschäftige,
weil ich damit Geld verdienen
möchte.
(irgendwann!)
Sonstige Jobs sind nicht
so mein Ding.
Das klingt jetzt hochnäsig,
und ist es vielleicht auch.
Aber mein grösstes
Talent war eigentlich immer die Kreativität.
Und wenn ich die nicht
anwenden kann,
fühle ich mich nicht
befriedigt.
(Saudummes Wort -
"befriedigt"...
das kann man ja nur falsch
verstehen!)
Eben:
zum Thema Kreativität:
Eine meiner ehemaligen
Lehrerinnen
zwang uns Schüler
immer und immer wieder
dazu,
irgendwelche kleine Theater
zu erfinden und aufzuführen.
Ich stelle mir das so vor,
dass sie jeweils am Abend
zuvor vor folgende Wahl gestellt war:
"Soll ich jetzt die morgige
Lektion vorbereiten?
Oder doch besser "Derrick"
anschauen?
Am besten spare ich mir
die Vorbereitung, und
lasse die Schüler
morgen einfach
ein Theater aufführen
- geniale Idee!
Derrick, ich komme!
Schatz, hol schon mal das
Knabberzeug!"
Und am nächsten Tag
durften wir arme Kerle
uns dann vor der Klasse
lächerlich machen.
Um zum Thema zurückzukommen:
wenn diese Lehrerin uns
also auftrug,
uns eine Szene auszudenken,
stand ich jedesmal mit
meinen Kollegen
zitternd vor Nervosität
im Gang vor dem Klassenzimmer
und versuchte,
mir eine kurze Theaterszene
auszudenken.
Zugegebenermassen konnte
ich im Turnunterricht nicht schnell laufen
und war nicht gut in Geografie.
Aber es kam mir JEDESMAL
rechtzeitig ein kleines
Theater in den Sinn!
Was meine Kollegen ohne
mich gemacht hätten...?
weiss nicht!
Jedenfalls war und ist
die Kreativität
mein wertvollstes Gut.
Aber genug der Selbstbeweihräucherung!
Ich will ja nur sagen,
dass ich wie alle anderen
auch
geldgierig und moralisch
unvollkommen bin.
Was für ein Coming-out!
Mir kommt dieser Text übrigens
ein bisschen wie ein
Wasserfall
vor.
Mein Schreiben und ihr
Lesen
fällt stetig immer
weiter nach unten,
unaufhaltsam, immerzu,
fliessend,
wie ein Wasserfall eben.
Vielleicht ist der Vergleich
aber auch ein bisschen unzutreffend.
Vor allem dann, wenn wie
auf
den vorangegangenen paar
Zeilen
der Zusammenhang verlorenzugehen
droht.
Und Zusammenhang muss sein,
Kontext und so.
Der Text muss
"in sich schlüssig
sein" -
so eine Floskel, die man
oft hört.
Floskeln kann ich überhaupt
nicht leiden.
Heute z.B. habe ich eine
Politikerin
der sozialdemokratischen
Partei der Schweiz
ein Statement zur Asylfrage
geben hören...
Dies ist ein Zitat(!!!):
"Wir müssen intelligente
Lösungen finden,
auf Probleme, die existieren!"
(!!!!!!!!!!!!!)
"INTELLIGENTE Lösungen,
auf Probleme, die EXISTIEREN..."
...
Scheisse, solche Sätze
gehören verboten!
Ich weiss nämlich
sehr gut,
dass wir nicht
"idiotische Lösungen"
finden müssen,
"auf Probleme, die's nicht
gibt!"
Dieser Satz gehört
dank seiner
absoluten Inhaltsleere
eigentlich auch auf meine
andere Page,
die - erinnern sie sich
noch? -
"Der Moge" heisst.
Und die aufgrund mangelnden
Besucheraufkommens
bisher eher ein Privatvergnügen
meinerseits ist.
Also eine Art Hobby.
Ich mag das Wort Hobby
überhaupt nicht.
(Und halte eigentlich meine
Page auch für keins...
nur musste ich irgendwie
auf dieses Thema umlenken!)
Wenn jemand sagt, dass
dies
oder
jenes
sein "Hobby" sei, steckt
er sich damit selbst in eine
Schublade.
Was normalerweise andere
mit einem tun.
Man mag es ja im allgemeinen
nicht, in eine Schublade gesteckt zu werden.
"Ach, du bist ein Sterber",
"Aha, da kommt so ein Computerfreak..."
"Oh nein, wieder so eine
Schlampe!"
Und so weiter und so fort
- Schubladen gibt's genug.
Wehsalb also sollte man
sich gleich freiwillig
in eine reinsetzen?
Das Standartbeispiel -
ausgelaugt - ist der Briefmarkensammler. Oder etwas moderner eben der
Computerfreak.
Manche Menschen scheinen
es eben zu mögen, sich einer bestimmten Gruppe
zuordnen zu können.
Nestwärme oder sowas treibt sie dazu.
Dabei kann man wirklich
zum Fachidioten werden;
ich war vor kurzem auf
der Spielemesse in St. Gallen...
Eine ganze Halle war dem
Thema Modelleisenbahn gewidmet.
Und die Kings dieser Halle
waren die Typen,
auf deren T-Shirts
"MEC Bregenz"
stand.
"Modelleisenbahnclub Bregenz"
Die hatten sogar ein Logo
und x Mitglieder!
Mir taten sie irgendwie
leid...
Die Vorstellung, wie diese
MECler tagelang irgendwo in einem düsteren Keller in einer Seitenstrasse
von Bregenz
an ihren Eisenbahnen rumbasteln,
macht mich echt depressiv.
Wobei andererseits die
MECler vielleicht mich nur belächeln würden,
wenn sie sähen, wie
ich stundenlang irgendein mässig intelligentes
Computerspiel spiele.
Der Unterschied ist eben
nur der, dass ich mich möglichst neutral zu dieser Beschäftigung
-
dem Computerspielen -
verhalte, d.h. ich laufe
nicht in einem T-Shirt rum,
das jedermann "lauthals"
verkündet, dass ich
dem Computergamesclub Rohrschach
(CGC-R)
oder der Elektronische-Spiele-Vereinigung
Bümpliz (ESVB) angehöre.
Tue ich übrigens auch
nicht!
Aber wie sagen die Gäste
bei "Arabella" immer:
"Jeder wo will, soll leben
können wie er darf - nein, äääh, dürfen wie er
möcht'!"
So tolerant bin ich eben
nicht.
Ich finde Toleranz etwas
Gutes!
Obwohl meine Kenntnisse
beschränkt sind, glaube ich,
dass Toleranz im Mittelpunkt
vieler Religionen steht.
Die sind wohl unter anderem
auch deshalb entstanden;
man brauchte ein Mittel,
um die Menschen davon abzuhalten,
sich gegenseitig umzubringen,
bzw. zu bestehlen, betrügen und mit harten Objekten
auf den Kopf zu hauen.
Also erfand man die Religion.
Und liess Gott, Jesus,
Mohammed
oder wen auch immer
verkünden, dass
Toleranz
sehr wichtig sei!
"Liebe deinen Nächsten
wie dich selbst!"
"Wer ohne Schuld ist, werfe
den ersten Stein!"
Mit Beispielen aus Koran
und Tora kann ich gerade nicht dienen,
aber bestimmt geht es dort
in die ähnliche Richtung!
Jedenfalls: Toleranz ist
wohl etwas vom Zivilisiertesten, was es gibt.
Oder was es geben könnte
-
es gibt es nämlich
kaum!
Und ich mache da keine
Ausnahme.
Immer wieder nehme ich
mir vor,
toleranter zu sein.
Aber wenn man alleine ist,
ist das nicht schwer!
Gestern zum Beispiel hat
sich ein Freund ungeheuerlich besserwisserisch verhalten.
Und obwohl ich weiss, dass
a) immer zwei zu einem
Streit gehören (also ich auch) und
b) ich tolerant sein sollte,
hatte ich grosse Mühe,
ihm schliesslich das letzte Wort zu lassen.
Ich empfinde und empfand
es einfach als ungerecht,
dass er seine Meinung als
Schlusspunkt der Diskussion setzen konnte,
obwohl sie falsch war.
Gerechtigkeit und Toleranz...
Gegensätze?
(Ich bin übrigens
froh, wieder zu so einem
relativ niveauvollen Thema
gefunden zu haben.
Der Text strafte seinen
Titel
"Der Denker"
auf vielen der vorherigen
Zeilen wirklich lügen!)
Der berühmte Spruch:
"Ich bin tolerant gegenüber
allem, nur nicht gegenüber der
Intoleranz!"
Er klingt sehr weise.
Aber wenn man ihn genau
durchdenkt,
bemerkt man, dass er unter
anderem folgende Aussage enthält:
"Wenn jemand mir nicht
alles durchgehen lässt, akzeptiere ich das nicht!"
Wirklich, überlegen
sie es sich - es stimmt!
Aber eben nur unter anderem.
Das Hauptanliegen
des Satzes
ist wohl eher,
dass man Unterlegenen gegenüber
tolerant sein soll.
Aber was heisst schon "tolerant"?
"Tolerant"
ist der vornehme Bruder
von
"Gleichgültig".
Manche sehen es zumindest
so.
Was ich keinesfalls unerwähnt
lassen darf:
die etwas saloppe Ausdrucksweise,
die ich weiter oben im
Zusammenhang mit den Religionen benutzt habe,
deutet keinesfalls [huch,
2 X "keinesfalls"] darauf hin,
dass ich etwas gegen Religionen
habe!
Ich bin Religionen gegenüber
zwar misstrauisch,
nichtsdestotrotz halte
ich sie für ein legitimes Werkzeug des Menschen,
seinem Leben zu begegnen.
Vereinfacht gesagt:
wer mit seinem Leben und
der Welt Probleme hat -
und wer hat das nicht?
-
muss sich irgendwie damit
auseinandersetzen.
Er kann zum Psychoanalytiker
gehen,
dem "MEC Bregenz" beitreten,
sich mit Philosophie
beschäftigen,
oder religiös werden.
Die Philosophie stellt
die Frage nach
dem
Sinn.
Und die Religion gibt die
Antwort.
Dies kann natürlich
sehr gefährlich sein!
Wer eine Antwort hat, ist
dem bloss Fragenden immer irgendwie voraus.
Oder glaubt zumindest,
es zu sein.
Antworten sind fest, unbeweglich.
Vermutlich wurden und werden
70%
aller Kriege deshalb geführt,
weil verschiedene Menschen verschiedenen Religionen angehören -
und also verschiedene Antworten
für dich richtigen halten.
Wenn aber etwas richtig
ist, ist etwas anderes falsch.
Das ist das Problem mit
den Antworten.
Bei Fragen ist es anders.
Fragen sind immer richtig.
Aber die Religionsgründer
waren vermutlich keine Dummköpfe.
Ihnen lag bestimmt das
Wohl der Menschen am Herzen.
Deshalb forderten sie Toleranz.
Verdammten das Töten.
Usw.
Usf.
Wenn man religiöse
Lehren mehr praktisch als absolut sehen würde, dann, ja dann...
Wer weiss?
Die Philosophie ist insofern
eben weniger beliebt,
da sie anspruchsvoller
ist.
Ich erzähle jetzt
natürlich alte Hüte,
wenn ich schreibe, dass
die Menschen sich eher für eindeutige Antworten
als für mehrdeutige
Fragen interessieren.
Dabei ist doch das ganze
Leben so mehrdeutig.
Nur Computer denken binär.
1
0
0
1
0
1
1
1
0
1
0
Für einen Computer
mag das vielleicht "Sex" bedeuten, aber ein menschliches Wesen
sollte damit nichts anfangen.
Ja
oder
Nein.
Auch ich mag diese Klarheit,
diese Einfachheit.
Es ist schwer, sich einzugestehen,
dass sie nicht existent ist.
Wenn ich z.B. jemanden
kennengelernt habe, mit dem ich mich schliesslich sehr gut verstehe,
und eines Tages merken
wir in einer Diskussion, dass wir zu einem Thema
eine völlig unterschiedliche
Meinung haben,
dann bin ich absolut verzweifelt:
"Wie kann Nicolas nur so
denken?!?"
"Ich dachte, er wenigstens
sähe die Welt so wie ich, und dann merke ich,
dass er diese hirnrissige
Meinung vertritt!"
"Kann ich meine Freundschaft
mit ihm überhaupt aufrechterhalten,
oder werde ich mich immer
wieder daran erinnern,
dass er so etwas grundfalsches
denkt?!?"
Ich möchte dann,
dass Nicolas ganz "Ja"
ist - dass er also
mit mir überall übereinstimmt.
Von anderen möchte
ich,
dass sie ganz "Nein" sind
-
dass sie also ohne Zweifel
völlige Idioten
sind, mit denen sich abzugeben
die Zeit zu schade ist.
Aber kaum einer der Menschen,
die ich kenne,
ist
100% "Ja" oder
100% "Nein".
Wir sind eben nicht binär,
unsere Antworten können also auch nicht einfach
richtig oder
falsch sein.
Deshalb bin ich Religionen
gegenüber
etwas skeptisch.
Die Philosophie aber halte
ich für [achtung, Schwulst!]
'des Menschen eigentlichen
Rettungsanker im endlosen Ozean der Sinnlosigkeit'...
Enschuldigen sie
die Schwülstigkeit,
das dicke Auftragen.
Manchmal reisst es mich
einfach mit.
Dafür wurde ich sehr
oft kritisiert, vor allemvon meiner letzten Deutschlehrerin.
Die Sprache soll ja den
Inhalt tragen,nicht
sich selbst
in den Vordergrund stellen.
Zurück zum Schwulstsatz:
'Wir werfen den Anker also
immer wieder,
während der Sturm
des Lebens
uns umtost.'
'Doch nie findet er Grund,
in der Tiefe ist nichts
als dunkles Wasser.'
'Und nur die Hoffnung darauf,
dass unser Anker eines Tages auf festen Boden trifft und uns sicheren Halt
gibt, bringt uns dazu,
niemals aufzugeben
und täglich
den Anker auszuwerfen.'
Ok, den Schwulst haben
wir vorerst hinter uns... ich kann ihm eben doch manchmal nicht wiederstehen!
Es macht mir richtig Spass,
Satzgeflechte aufzubauen,
sprachlich Kurven und Schleifen zu machen,
Pirouetten gar -
dann ist das Schreiben
für mich wie ein Tanz.
Ob dann auch wirklich die
Sprache nicht mehr für den Inhalt,
sondern der Inhalt nur
noch für die Sprache da ist, kann ich nicht sagen.
Möglich wäre
es vor allem deshalb, weil ich immer grosse Mühe habe, mich
für ein Thema zu entscheiden.
Nicht,
dass es zuwenige Themen
gäbe.
Oder
ich mich um nichts kümmerte
-
im Gegenteil, ich habe
ja schon erwähnt, dass mir nur sehr wenig
am Arsch vorbeigeht.
Oft wage ich mir einfach
nicht, zu einem Thema etwas zu sagen, über das schon unzählige
viel schlauere Menschen
als ich geschrieben haben.
Ausserdem zweifle ich dauernd
an meinem Talent.
Irgendwie finde ich Zweifeln
je etwas schönes,
nur ist es mir beim Schreiben
heftig im Weg.
Deshalb bin ich auch so
froh, wenn ich
beim Schreiben dieses Textes
mitunter mehrere Zeilen
einfach
runterrasseln lassen kann.
Einfach raus mit dem Zeug,
hemmungslos,
und wenn's dann mal in
die Hosen geht,
wenn "hinten raus" peinlicher
Quatsch kommt,
dann war's eben Pech.
Nur ja nichts nachträglich
ändern,
nicht aufhören,
ja nicht zurücksehen!
Das ist bei diesem Text
meine Devise.
Sie sollte es vielleicht
auch im ganzen Leben sein.
Es gibt sogar eine griechische
Sage... da rettet ein Sänger seine "Freundin" aus dem Hades -
aber sie blickt verbotenerweise
beim Rückweg zurück.
Da erstarrt sie zu Stein.
Wie das junge Pärchen
hiess?
Wie das junge Päärchen
hiess?
Wie schreibt man Pärchen/Päärchen
überhaupt?
Saal - Säle.
Paar - Paare.
Saal - Säälchen?
Paar - Päärchen?
?
Jedenfalls:
Nicht zurückzuschauen,
immer weitergehen, -sehen, streben -usw.
ist vielleicht das beste.
Japanische Samurais lebten
nach dieser Art,
wenn ich mich nicht täusche.
Daran Symbol ist ja die
Kirschblüte.
Sie blüht zwar nur
kurz, aber
schöner als alle anderen
Blumen.
Und so wollten auch die
Samurai leben - kurz, aber heftig.
Heute sagt man dazu:
"No risk, no fun"
Strohdummes Motto!
Finde ich jedenfalls.
Wenn ich allerdings mir
vergegenwärtige, wie oft mir schon dieser "fun" durch die Lappen gegangen
ist -
nur weil ich zu vorsichtig
war, dann muss ich mir schon ein paar Fragen stellen.
"Vorsicht ist die Mutter
der Porzellankiste"... aber wer will schon 'ne verstaubte
Porzellankiste?
Und wenn sie zerbricht
- na und?
Porz
el
anki
ste.
Ist in Stücken genauso
attraktiv wie intakt.
Wer sich am Ende seines
Lebens im Schaukelstuhl zurücklehnt und seine Knochen krachen hört,
will der wirklich von sich
sagen können:
"Mein Leben war wie eine
Porzellankiste,
und diese Kiste hat nie
auch nur einen Sprung bekommen!"
Dann hätt' er es vielleicht
besser gar nicht gelebt.
Ich muss aufpassen, dass
mir das nicht wiederfährt,
dass ich nicht zum Scheintoten
werde, zum Zombie.
Selbst die Warner-Brothers
(und die Warner-Sister
Dot)
haben's kapiert;
am Ende einer ihrer Folgen
stellen sie fest,
dass eben nur ein gelebtes
Leben besser als der Tod ist.
Oder so.
Ist ein komisches Gefühl,
seine Lebensweisheiten
aus dem Munde quietschender Comicfiguren
zu vernehmen.
Aber die sind manchmal
echt schlau.
Garfield z.B., zu seinen
alten Zeiten,
als er noch nicht auf zwei
Beinen ging -
war eine Scheissidee von
seinem Zeichner -
und die Pointen noch nicht
aus dem Verhauen von Odie bestanden,
da hat dieser zynische
Mistkater mir manche Lektion fürs Leben gelehrt.
Ehrlich!
Aber immer, wenn
in Trickfilmen oder anderswo
dem wehrten Publikum ein
Rat fürs Leben
kredenzt wird, hagelt's
gleich den Spruch:
"Ach, das ist so moralisch!"
Sowieso:
"Moralist" ist ja,
wie ich eines Tages mit
Erstaunen erfahren habe,
ein Schimpfwort!
"Dieser Moralist!"
"Der immer mit seiner Moral!"
Nanu?
Seit wann ist Moral denn
etwas schlechtes?
Klar, der Begriff ist verstaubt
wie eine Porzellankiste,
aber es steckt ja schliesslich
was dahinter, glaube ich zumindest.
Aber nichtsdestotrotz
werde ich mit dieser kurzen
Passage über die "Moral"
wieder ein paar Leser verlieren.
Fahret hin!
Fahret hin!
Und zur Abschreckung gleich
nochmal das Pfui-Wort:
MORAL!
Ich bin übrigens beileibe
kein Apostel.
Zumindest nicht im herkömmlichen
Sinn.
Gruppensex?
Nur zu!
Ehebruch?
Wer's braucht
Sich im Oval-Office einen
blasen lassen?
Aber immer!
Und doch bin ich für
die Moral. Liest sich vielleicht ein wenig wiedersprüchlich, ist aber
wahr.
Mit Moral meine ich nicht
die gesellschaftliche,
aufgezwungene
Moral,
sondern diejenige - wie
soll ich sagen? - des eigenen Herzens.
Ich glaube, es war... nun,
Pascal, oder Kant, oder Schopenhauer,
der gesagt hat:
"Zwei Dinge lassen meine
Seele erzittern [oder so]:
der gestirnte Himmel über
mir
und das moralische
Prinzip in mir!"
Ein einmaliger Satz.
Kaum ein anderer Satz macht
mich so neidisch
auf den, der ihn erdacht
hat. Aus Pascal, Kant oder Schopenhauer also.
Dies ist die Moral, die
ich meine!
Aber wie erwähnt,
sex sells, but morale doesn't,
d.h. ich langweile die
Leser damit.
Die Lesequote sinkt.
Gottschalk hat übrigens
mit "Wetten dass..."
49,5%
Einschaltquote gehabt!
Wahnsinn!
Irrsinn!
Unsinn!
Man sagt immer, die Leute
seien klüger als man denkt.
Als wer denkt?
Ich z.B.?
Ich bin mir darüber
nie ganz sicher.
Normalerweise halte ich
"die Leute" für kreuzdämlich.
Naja, jetzt wurde in Deutschland
Rot-Grün gewählt...
und ich bin wieder am zweifeln.
Und versuche noch immer
zu ergründen, wie
klug die Leute
also sind.
Sind
sie
dumm?
Ich bin ja der Meinung,
dass niemand, der bis hierher gelesen hat,
dumm sein kann.
Schliesslich muss er ein
wenig wie ich denken - wie sonst hätte er sich so lange für den
Text interessieren können?
Obwohl:
diese Überlegung wirft
drei Fragen auf:
1. Liest man freiwillig
nur Texte, deren Anliegen/Thesen/Gedanken man teilt?
2. Wenn man einen Text
mag, bedeutet das auch, dass man ähnlich denkt wie sein Verfasser?
3. Wenn man nur die Leute
dumm findet, die anderer Meinung sind als man selbst sind - gibt es dann
objektive "Dummheit"?
Antworten:
...
ich kenne sie nicht!
Dann eben...
Vermutung:
1. Eher ja, aber nicht
ausschliesslich. Ich persönlich ziehe Texte vor, die mir
vernünftig erscheinen.
Aber es gibt viele Menschen, die toleanter sind als ich!
2. [Mir fällt gerade
auf, dass Frage 1 und Frage 2 fast identisch sind...] Also entfällt
diese Vermutung.
3. Ich bin versucht, "ja"
zu schreiben.
Aber realistisch gesehen
muss man zugeben,
dass es keine absolute
Authorität gibt,
die "objektive Dummheit"
feststellen kann.
Dann muss man aber auch
B sagen, d.h. sich eingestehen, dass sowieso
GAR NICHTS
wirklich objektiv ist.
Alles ist subjektiv.
Schon Einstein wusste das.
"Alles ist relativ."
Ausser der Grammatik vielleicht,
und die legt wohl fest, ob man
Authorität
oder
Autorität
schreibt.
Moi, je ne le sais pas!
"Das war Französich..."
Kennen sie noch die Sendung
mit der Maus?
Da wird immer zu Beginn
der Sendung eine Übersicht über die Themen gegeben.
["Übersicht über"...
aber anders geht's nicht!]
Einmal auf Deutsch und
einmal in einer anderen Sprache.
Und dann sagte der Sprecher
noch, welches die andere Sprache gewesen war.
Ist mir nur gerade in den
Sinn gekommen, hat mit dem Rest der obigen Zeilen nichts zu tun - nada.
Da dieses spontane aneinanderfügen
von Gedanken
ziemlich willkürlich
ist, finde ich auch den Titel
"Der Denker" immer anmassender.
Sie merken es, er ist mit
gar
nicht mehr genehm.
Ich fühle mich so
unter Druck - gezwungen, möglichst viel und schlau zu denken.
Gerade in Momenten wie
diesem, da der Kopfschmerz dröhnt, die Augen brennen.
Vielleicht wäre dieser
Titel treffend gewesen:
"Der Minimalist"
Ich gebe es auch ehrlich
zu:
viel Arbeit steckt nicht
in diesem Text.
Wie schon geschildert schreibe
ich einfach alles
auf, was mir in den Sinn
kommt - ohne darüber nachzudenken.
Minimalistischer geht es
kaum,
die Gedanken sind nackt
und roh.
Man könnte einwenden,
dies wäre ebensowenig
Literatur wie ein Einkaufszettel,
oder zumindest wie ein
Tagebuch.
Andererseits: es existiert
seit Virginia Woolf (oder schon ein bisschen vorher)
eine Erzähltechnik
namens "stream of counsciousness",
in der ebenfalls die Gedanken
der
Protagonisten direkt aufgeschrieben
werden.
Aber natürlich in
top-überarbeiteter, hochintellektueller Form. Was zumindest bei mir
dazu führen kann,
dass ich am Ende doch überhaupt
nicht kapiere,
was eigentlich los ist!
Nicht,
dass ich
allzu
schwer von Begriff wäre...
Ich verstehe aber einfach
nicht,
warum Schriftsteller
so selten einfach HINSCHREIBEN, was sie sagen wollen!
Einfach nur HINSCHREIBEN!
Das kann doch nicht so
schwer sein!
Ein Zitat aus Adolf Muschgs
"Im Jahr des Hasen":
"Fünfzig Jahre
- Stille Stahn. Ich frage mich, wonach das blaue Männchen ausschaut,
die Hand vor den Augen. 'Woher kommt mir die Bewegung?' Ja, woher soll
sie kommen? Es ist, mitten im hellichten Mittag, in die Dämmerung
gesprochen, was ich dir jetzt anzudeuten versuche, und lies es auch nicht
mit ganz offenen Augen. Meine Philosophie ist nämlich, nicht unpassend
im Jahr des Hasen, auf eine einzige Idee zusammengeschrumpft: den Haken.
Mit einer Bewegung, die niemand vorhersieht, ich selbst am wenigsten, unter
der Säule wegzutreten, glatt und plötzlich wie vom Messer geschnitten
- das wäre es. Den Stillstand hinter dir lassen, die Glieder bewegen,
plastisch jeder Augenblick und keiner wie der andere.
Vergiss es wieder, oder
noch besser, vergiss es halb."
...
.
.
.
Aha!
...
Mmmmhmmmm...
Wie bitte?
Oft, d.h. eigentlich fast
immer, wenn jemand auf so einen Text trifft, und ihn nicht versteht, gibt
er sich selbst die Schuld;
"Ich bin eben zu ungebildet!"
Ist das wirklich wahr?
Nun, Kunst muss und soll
nicht
von jedem Halbschlauen
auf Anhieb verstanden werden.
Aber ehrlich gesagt, macht
es mich beinahe zornig, wenn ich wie bei obigem
Zitat
den Eindruck bekomme, dass
der Autor etwas geschrieben hat,
was eigentlich gar nicht
viel bedeuten soll, und dann von mir er-
wartet,
dass ich mir darüber
den
Kopf zerbreche!
KRACH! BRECH!
Und doch versteh' ich's
nicht.
Und wenn ich dann selber
schreibe,
und alles was ich schreibe,
scheint mir so
klar und beinahe naiv eindeutig
zu sein,
fühle ich mich doch
unwohl.
"Wenn 'richtige' Autoren
immer so nebelhaft und schwer verständlich schreiben...
sind dann meine Texte überhaupt
'Literatur'? Oder sind sie nicht vielmehr einfach
Bedienungsanweisungen
zu meinen Gedanken?"
Fragen, die ich mir
dauernd
stelle.
Hier lasse ich all die
Zweifel einfach mal Zweifel sein.
Und schreibe wie mir die
Schreibfinger gewachsen sind.
Obwohl ich ja grundsätzlich
der Meinung bin, die Sprache sei
ein zu schwaches Mittel,
um Ideen, Gedanken und vor allem Gefühle zu transaportieren.
Gestern z.B.
versuchte jemand,
den Geschmak
eines Getränks
zu beschreiben.
Ich: "Gib' uns einfach
was davon, ein Schluck sagt mehr als tausend Worte!"
Ein dritter: "Aber nicht
mehr als ein Gedicht!"
Da war ich baff.
Setzen wir den besten dichter
aller Zeiten an den einen Tisch,
und eine Flasche guten
Weines auf den zweiten.
Auch mit tausend Worten,
so scheint mir,
könnte der Dichter
nicht annähernd so genau den Geschmack des Weines vermitteln
wie ein einfacher Schluck.
Bin ich mit dieser Meinung
ein
Banause?
Und verkenne den Wert des
Wortes?
Ein Krüppel in Sachen
Lyrik sozusagen?
Ich mag die Sprache ja,
liebe sie wohl sogar, aber wenn mir beim Musikhören kalte Schauer
den Rücken runterlaufen,
erbarmt sie mich ob ihres
schweren Standes.
Deshalb interessiere ich
mich ja auch für andere Medien.
Und bisher ist das "Ultra-Medium"
überhaupt:
der Film.
Musik, Bild, Sprache, Bewegung,
Licht...
Ein "Birchermüsli"
des Erzählens, das dem Erzählenden eine riesige Vielfalt von
Mitteln in die Hand gibt.
Nur beim Träumen hat
man sonst so umfassende
Möglichkeiten, seine
Phantasie auszuleben.
Ja, das Filmen...
wenn ich daran denke, dass
ich dazu vielleicht nie kommen werde,
könnte ich laut losheulen.
Vor einigen Tagen, als
ich gerade mein neues Notebook erhalten hatte, und auf dessen Display einen
winzigen
Fleck entdeckt,
war ich schon aufgrund
dieses Flecks ziemlich frustriert.
Da meine Stimmung für
diesen Abend also schon ruiniert war, konnte ich ohne Bedenken auch gleich
das Spiegel-Interview mit
Steven Spielberg lesen.
Denn solche Dinge bedrücken
mich immer enorm.
Was für Dinge?
Nun, Interviews mit oder
Berichte über Leute, die in meinem Alter dem Berufsziel
Regisseur schon viel näher
waren, und die jetzt ein absolutes Traumleben führen.
Nun, der Tropfen, der das
Fass an jenem Tag zum Überlaufen brachte war Spielbergs
Anmerkung, sein nächster
Film werde das Buch "Memoirs of a Geisha" zur Grundlage haben...
Nicht nur, dass er meinen
Traumjob hat, eine Wunschkarriere hinter sich und alle
Freiheiten vor sich hat
- jetzt filmt er mir auch noch meine Lieblingsthemen
vor der Nase weg!
Und richtig am Boden war
ich dann,
als ich realisierte,
dass er vermutlich sogar
- anders als ich -
keinen Fleck auf seinem
Notebook hat...
Zum Heulen!
Aber warum in die Ferne
(also zu Mr. Spielberg nach Hollywood) schweifen,
das Üble liegt so
nah:
rund um mich
seh' ich haufenweise
Menschen,
die... wie soll ich es
ausdrücken?
Ihre Zeit vernünftig
nutzen.
Da sitze ich vor kurzem
mit Studienkollegen in
der Mensa -
plötzlich fällt
das Gespräch kurioserweise auf indische Musik.
Und als jemand einen kaum
verständlichen indischen Namen brummelt:
überall wissendes
Nicken.
Ich aber
blicke mich ratlos um...
"Wer? Wer soll das sein?"
Entsetzen.
"Du kennst [indischer Name]
nicht?!? Den berühmten Violinisten?"
Nein, kenne ich nicht.
Ich habe auch noch nie
ein Buch von
Wittgenstein oder
Habermas
gelesen.
War nie in einem Zen-Kurs.
Ich weiss nicht einmal,
wer beim ZSC oder SCB spielt.
Oder welches Tierkreiszeichen
dem Monat November zugeordnet ist.
Nichts davon!
Und doch hielt ich mich
ehemals für einen relativ interessierten,
mit offenen Augen durch
die Weltgeschichte wandelnden Zeitgenossen.
Falsch gedacht.
"Der Denker" - pah!
Es ist wirklich erschreckend
- woher nehmen die Leute bloss die Zeit,
sich über so viele
Dinge zu informieren? So sinnvolle Dinge zu tun?
Dabei gibt es unzählige
sinnLOSE Dinge, die auch getan
werden wollen.
...
Nasebohren.
Auf der Toilette Comics
lesen.
Mit Freunden über
hirnrissige Nebensächlichkeiten streiten.
"Seinfeld" gucken.
Kaffee schlucken.
Staubsaugen.
Nichts taugen.
...
Einen grossen Teil meines
bisherigen Lebens habe ich mit solchen Dingen zugebracht.
Und immer vermutet, dies
sei bei meinem Mitmenschen in generaliter auch nicht anders.
Und jetzt stellt sich immer
deutlicher heraus, dass die alle die ganze Zeit indische Musik studiert,
asiatische Meditationstechniken
geübt
und auch sonst jede Menge
andere
(mehr oder weniger)
sinnvolle Dinge getan haben.
Dies, ich gebe es zu, schüchtert
mich ein
und beängstigt mich.
Aber was sollen dauernd
all diese Selbstzweifel?
Ich weiss ja eigentlich
ziemlich genau,
dass Zagen und Zaudern
zu nichts führt.
Schon seit Jahren
durfte, konnte, nein musste
ich immer wieder feststellen,
dass es im Leben -
falls ich einmal eine so
allgemeine Aussage machen darf -
vor allem auf eines ankommt:
Wie
man
sich
verkauft!
Es ist keine grosse Erkenntnis,
ich weiss...
Aber ich habe immer wieder
grosse Mühe, sie endlich als wahr zu akzeptieren.
Dabei ist sie es zweifellos.
Wahr.
Ich habe viele Leute gekannt,
die sich gut verkaufen konnten.
Aber nur eine Person darunter
war ein absoluter Meister.
Beinahe ein Künstler
im "sich selbst Verkaufen".
Ein begnadeter Künstler.
Ich nenne keine Namen,
auf die kommt es auch gar
nicht an.
Wichtig ist nur, dass diese
Person immer und überall
einen guten, einen gewinnenden
Eindruck hinterlassen konnte.
Natürlich gehört
dazu ein Stück
Heuchelei.
Aber wenn man es richtig
anstellt -
und diese Person hat es
immer richtig angestellt -
muss man sich gar nicht
anbiedern.
Man kann sein, wie man
ist,
und sich doch überall
gut verkaufen.
Egal, wie man ist.
Können sie mir noch
folgen?
Vielleicht hilft es, wenn
ich eine von Franz Hohler's Wegwerfgeschichten erwähne:
Der beste Verkäufer
der Welt ist ihr zufolge derjenige,
der einem Elch in Alaska
Gasmasken verkaufen kann.
D.h. jemandem etwas verkaufen
kann, wofür derjenige
unter Umständen gar
kein Interesse hat.
Es ist eben so, dass es
nicht wirklich darauf ankommt,
was jemand kann, sondern
darauf,
wie er sich präsentiert.
Bescheidenheit
ist zwar eine
Zier.
Aber auch eine Sackgasse.
Ein Beispiel:
Ich studiere be- oder unbekanntlich
seit kurzem Japanologie.
Einem meiner Mitstudenten
fiel letzte Woche in unserem Kalligraphiekurs
ein Blatt Papier zu Boden,
worauf ein hübsches
japanisches Mädchen am Tisch vor ihm sich bückte und
das Papier für ihn
aufhob.
Er sagte:
"Merci!"
Weshalb er denn nicht auf
Japanisch gedankt habe, wollte ich von ihm wissen.
"Ach, das wäre angeberisch
gewesen - ich kann noch fast kein Japanisch, da kann ich doch nicht grosspurig
auf Japanisch danken!"
Stimmt schon.
Stimmt aber auch nicht.
Jemand, der sich gut zu
verkaufen weiss,
hätte mit charmantem
Lächeln
"Arigato!"
gesagt, und bestimmt hätte
sich die Japanerin darüber gefreut.
Sie wären vielleicht
ins (deutschsprachige!) Gespräch gekommen,
hätten sich besser
kennengelernt, dann
verliebt, verlobt, verheiratet,
man kennt das ja....
Vielleicht auch nicht.
Aber zu verlieren hatte
mein
Kollege nicht viel.
"Merci."
"Arigato!"
Daran, welches dieser zwei
Worte er in dieser Situation benutzte,
kann man ablesen,
ob er ein freundlicher,
bescheidener, ehrlicher Mensch ist
oder ob er sich gut verkaufen
kann.
Ich hätte wohl auch
"Merci" gesagt.
Elche
und
Gasmasken...
Mann, in was für Sackgassen
man sich schreiben kann!
Zu Elchen und Gasmasken
z.B. fällt mir ja nun gar nichts mehr ein.
Ausser vielleicht, dass
ich Elche gerne zeichne - im Comic-Sil ist es kinderleicht.
Und doch: Eine Schreibersackgasse.
Ist aber immerhin weniger
schlimm als eine allgemeine Schreibhemmung.
(Unter der ich wohlgemerkt
heftigst leide)
Und sich in eine Sackgasse
schreiben ist auch weniger schlimm als
sich in eine Sackgasse
leben.
Auch dies ist mir nicht
ganz unbekannt.
Vor lauter Möglichkeiten
die Chance nicht mehr sehen.
Oder sich vor den Möglichkeiten
eher fürchten denn
sich über sie zu freuen.
Was mache ich denn jetzt?
Eine Sprache studieren.
Was gut und recht ist,
aber was mich nicht darüber
hinwegtäuschen kann,
dass meine Träume
anderswo liegen.
Sind die überhaupt
zu erfüllen?
Oder entfernen sich Träume
nicht immer automatisch in dem Masse
von der Wirklichkeit,
in dem wir uns ihnen zu
nähern versuchen.
Wie ein Regenbogen sozusagen?
Was bedeuten würde,
dass auch
reiche,
schöne,
mächtige,
und erfolgreiche Leute
eigentlich ihre Träume
nicht erfüllen können.
Ein Freund von mir vertritt
-
oder vertrat -
ja diese These: Dass die
Welt, das Leben
schlussendlich immer irgendwie
Gerechtigkeit herstelle.
Unter dem Schlusstrich
des Lebens also habe jeder dasselbe stehen.
Der Reiche habe eben ein
schlechteres Gewissen,
der Schöne nur heuchlerische
Freunde,
usw.
Ich halte diese These -
gelinde gesagt -
für haarsträubend.
Naiv.
Für schön, aber
für "nicht von dieser Welt".
Zu oft scheinen wenige
das ganze Glück gepachtet
und viele keins mehr gekriegt
zu haben.
Ich formuliere das mal
ganz allgemein,
um nicht in
den
Verdacht
des Selbstmitleids zu geraten...
Und schliesslich glaube
ich auch teilweise daran, dass
"jeder seines eigenen Glückes
Schmied ist".
Ein Beispiel wäre
eben das erwähnte
"sich verkaufen können".
Und genau daran werde ich
scheitern,
mein Leben lang.
Dies ist spätestens
klar geworden,
seitdem mein Selbstbewusstsein
mit
2 von 5
bewertet wurde.
Nicht,
dass ich auf diese Bewertung
allzuviel Gewicht legen würde.
Nur wusste ich ja schon
selbst längst,
dass ich immer zu grüblerisch
und
skeptisch auftrete und
handle.
Ich bin zweifle eben dauernd
an mir selbst -
und genauso an allem und
allen um mich herum.
Dabei kann man sich zwar
mitunter schlau und überlegen vorkommen,
aber es hilft einem nicht
weiter.
Die Welt ist nicht gerecht,
nicht gut,
nicht ehrlich,
nicht bescheiden.
Sie ist das Gegenteil von
all dem, und auch wir, ich und du, sind es.
Wenn man darüber immer
wieder nachgrübelt, ist man wie die Schildkröte im Panzer,
wie der Igel unter den
Stacheln.
Und je länger man
die Welt da draussen als falsch und feindlich ansieht,
um so weniger will man
an ihr teilhaben.
Und je weniger man an ihr
teilhat,
um so mehr erkennt man,
dass sie falsch und feindlich ist.
Ein Teufelskreis.
Im letzten Jahr erschienen
etwa 60'000 neue Krimiromane...
die meisten davon dürften
reine Unterhaltung ohne jeden künstlerischen Anspruch sein.
Die meisten davon
dürften absolut schlecht sein.
Und doch wurden sie publiziert,
und die Autoren können jetzt in ein Buchgeschäft gehen und ihren
Namen auf einem Buch lesen.
Sie verdienen damit Geld
und nähren davon ihr Selbstbewusstsein.
Ich jedoch zögere
bei jedem Anlauf zum Schreiben
schon nach dem ersten Satz.
Ich frage mich:
"Ist es nötig, noch
eine Geschichte (einen Aufsatz, eine Erzählung) zu schreiben?"
"Wird irgendwer deinen
Text lesen wollen?"
"Und selbst wenn, ist es
nicht besser, gar nicht zu schreiben, als schlecht zu schreiben?"
Und schreibe nicht.
Doch solange ich es nicht
tue,
werde ich auch nie das
Selbstvertrauen dazu finden,
es zu tun.
Wie gesagt:
Ein Teufelskreis.
Wobei das Schreiben nur
ein, wenn auch ein sehr wichtiges Beispiel ist.
Ich jedoch zerbreche überall
daran,
dass ich das ewige kritische
Hinterfragen,
das krankhafte Zweifeln
an allem und jeden,
das mich selbst und meine
Handlungen dauernd auf die Goldwaage Legen
nicht aufgeben kann.
Ich fühle mich wie
eine Raupe, die sich nicht verpuppen kann.
Vielleicht steckt einiges
in ihr, was herauszuholen sich lohnte.
Aber sie wird niemals den
Mut dazu finden.
Oder doch?
Jetzt, ein paar Monate
später,
ziehe ich ein paar zusätzliche
Gedanken in Betracht...
Betrachten wir das Leben
einmal als eine Art Spiel
(was ja auch eine durchaus
legitime Sichtweise ist),
in dem es verschiedene
Preise zu gewinnen gibt, unter Verwendung von verschiedenen Resourcen.
Dabei gibt es die verschiedensten
Arten von Resourcen.
Zeit ist eine Resource,
Talent, das soziale Umfeld,
Aussehen, Charakter, Arbeit,
Willenskraft, eigentlich so gut wie jeder Lebensumstand
lässt sich als Resource
auffassen.
Wenn nun jemand wie ich
ein Ziel wie das, Regisseur zu werden, ins Auge fasst, tritt er automatisch
in Wettbewerb mit anderen,
die dasselbe Ziel haben.
Es wird mit allen Mitteln
gekämpft:
der Talentierte lässt
sein Genie walten,
der Millionärssohn
nutzt seinen Einfluss und seine monetären Vorteile,
der Jüngere hat mehr
Zeit, um sich dem Ziel zu nähern,
der Ältere mehr Erfahrung,
usw. usf.
Könnte man nun die
verschiedenen Resourcen messen und irgendwie gegeneinander aufwiegen,
so dass man am Ende für
jeden "Kandidaten" auf eine Regisseurskarriere
eine genaue Zahl hätte,
wie gross seine Resourcen sind,
liesse sich daraus direkt
ablesen, wer den Durchbruch schaffen würde, und wer auf der Strecke
bliebe.
Um diesen zugegebenermassen
eigenartigen Gedanken etwas zu verdeutlichen -
oder noch absurder erscheinen
zu lassen -
ein kleines Beispiel:
" ADAM:
Schön : 34 P.
Gebildet : 40 P.
Kennt einen erfolgreichen
Schauspieler : 56 P.
Interessiert sich eigentlich
eher für Baseball als für Film : -50 P.
Heterosexuell : 20 P.
... (et cetera)...
Total : 2376 P.
/
BEAT:
Dünn : 9 P.
Talentiert : 129 P.
Scheu : -15 P.
Homosexuell : 17 P.
... (auch et cetera)...
Total : 2287 P. "
In diesem Falle also verliefe
Adam's Karriere erfolgreich,
oder zumindest erfolgreicher
als die Beat's.
(Dafür klingt Beat's
Name auf Englisch ausgesprochen verdammt cool... "beat!"
Wie Beat Takeshi, aber
den kennt wohl kaum einer, also egal...)
Jetzt aber kommt das WICHTIGE:
Diese ganze Zahlenspielerei
bringt an sich noch nicht viel, erst wenn man über diesen Gedanken
zu einem weiteren kommt,
wird sie richtig hilfreich.
Obwohl es nämlich
zugegebenermassen so ist, dass die meisten dieser erwähnten Resourcen
gottgegeben - oder eben
gottnichtgegeben - sind, gibt es einige,
die wir uns selbst besorgen
können.
Damit meine ich nichts
so esoterisch-schwülstiges wie
"finde dich selbst und
du wirst dich auch lieben können, vor allem wenn der Saturn im dritten
Kreise steht und blablabla..."
Ich meine eine ganz einfache
Überlegung:
Wenn man sich diesen Riesenhaufen
von Menschen ansieht,
die um einen herumwuseln,
stellt man (ich) immer wieder erstaunt fest,
wie schnell sie sich mit
ihrer Situation
zufriedengeben,
oder zumindest abfinden,
oder zumindest resignieren.
Seien wir ehrlich: das
Leben der meisten Leute ist doch einfach untragbar öde
und aussichtslos -
und doch versuchen nur
die wenigsten, etwas dagegen zu tun.
Ich ja auch nicht!
Bisher!
(Und auf vielen Gebieten
auch in Zukunft nicht, das versteht sich bei einem Angsthasen wie mir von
selbst!)
Wenn wir also zurück
zu dem Gedanken kommen,
das Leben sei ein Spiel,
so können wir nun
hinzufügen,
dass die meisten Menschen
GAR NICHT RICHTIG MITSPIELEN!
Und das ist - für
uns zumindest, die eventl. davon profitieren können -
wunderbar!
Wie wäre es denn,
wenn ADAM, der bei meinem kleinen Beispiel
eigentlich die Nase vorn
hätte,
irgendwann den Kopf sinken
lassen würde und sich sagte:
"Ach, die Sache mit dem
Filmen lasse ich sein..."
" ADAM
Gibt auf : -1900 P.
Neues Total : 476 P. "
Dann hätte Beat gewonnen
- und die eine Resource, die diesen Wettkampf entschieden hat,
ist nur diese:
Der eine probiert's, der
andere nicht!
Dazu auch:
"Es gibt nichts Gutes ausser
man tut es."
sowie
"Ein Mann bat Gott jeden
Tag: 'Gib mir eine Chance! Lass mich im Lotto gewinnen!'
Bis Gott ihm eines Tages
antwortete: 'Gib MIR eine Chance! Kauf dir ein Los!' "
Das mag sich jetzt alles
ganz platt anhören, bzw. lesen.
Naja, ist es auch.
Ganz einfach:
Wer nicht wagt, der nicht
gewinnt.
Diese ganzen alten Sprüche
eben.
Sind alle wahr.
Man muss es nur merken.
Aber das Merken,
das Glauben vor allem,
fällt manchmal so
schwer...
Heute zum Beispiel,
wo ein weiteres Mal ein
kalter Dolch durch meine Brust fuhr,
ein Dolch, den ich schon
lange abgestumpft glaubte,
heute also kann ich beinahe
nichts mehr glauben.
erst recht nicht alte,
weise Sprüche.
Je weiser und älter
sie sind,
um so wütender können
sie mich machen.
Aber über den heutigen
Tag:
den Mantel des Schweigens.
Solche Stimmungsschwankungen
sind eines der Dinge,
die die eigentliche Intention
dieses Textes zu stören drohen:
Eigentlich soll dieser
Text sich lesen wie ein
zusammenhängender,
ununterbrochener
Gedankengang.
Da er aber auf mehrere
Tage (d.d. Monate) verteilt gedacht wird, wird er in verschiedenen Stimmungen
gedacht.
Unter verschiedenen Voraussetzungen.
Könnte man (ich) wirklich
in einem Zug
alle Gedanken nahtlos niederschreiben,
eine Art
lückenloses Protokoll
des inneren Monologes -
wie dies ja zum Teil von
berühmten Schriftstellern versucht wurde,
könnte dann der Leser
dieses Textes
"irgendwie"
(so sehr ich dieses nebelwerfende,
nutzlose Wort hasse)
in den Kopf des Schreibenden
eindringen,
eine Art Gedankenverbindung
eingehen?
Und, um diese Überlegung
auf die Spitze zu treiben,
wird nicht der Lesende
für die Zeit der Lektüre
selbst zu dem, der den
Text geschrieben hat?
Da er dessen Gedanken denkt,
dessen Gefühle fühlt -
übernimmt er in diesem
Zeitraum nicht dessen Persönlichkeit?(!!!)
Sie, der Leser
(oder duze ich sie eigentlich?
Sieze ich Dich?
klein- oder Grossgeschrieben?
Kann mich nicht erinnern,
mag nicht zurückblättern...)
Eben, sie, der Leser,
sind also für einen
kurzen Moment ihres Lebens
eine Art "Moritz",
eine Filiale meines selbst.
Und, wie fühlt es
sich an?
Bei mir im Moment beschissen...
Und das nicht einmal wegen
den NATO-Angriffen auf den Kosovo!
Das ist ja das Schlimme!
Es geht mir wie dem Typen,
der gesagt hat:
"Was geht mich der Vietnamkrieg
an, wenn ich Orgasmusprobleme habe?"
(Nicht, dass ich Orgasmusprobleme
hätte!)
Mein eigenes Hemd ist mir
am nächsten.
Meine dolchdurchbohrte
Brust auch.
Aber mal ehrlich:
nichts, was mir je geschehen
ist und vermutlich je geschehen wird,
ist halb so tragisch wie
das Blutvergiessen im Kosovo
(ausser dem Leben selbst
vielleicht) -
und doch...
und doch...
seh' ich vor lauter eignem'
Kummer
nicht über den Brillenrand
hinaus.
Schrecklich,
egoistisch,
verwerflich.
Dabei wünscht sich
doch jeder,
ein guter Mensch zu sein.
Ein so guter, intelligenter
Mensch sogar,
das habe ich mir kürzlich
überlegt
dass man am liebsten der
Nachwelt in Form eines Begriffes erhalten bliebe.
Es klingt wie Grössenwahn,
aber wäre es nicht
schön,
der Nachwelt in der Form
"Gerberismus",
"Gerberistisch" oder
"Gerberesk",
erhalten zu bleiben?
Wie Kafka,
Darwin,
und was weiss ich wer?
Literaturkritik im Jahre
2234...
"Das Buch ist sehr gerberesk."
Aber wie gesagt, geschrieben:
Eigentlich bin ich viel
zu bescheiden für solche Dinge.
Bescheiden,
scheu,
vorsichtig.
So vorsichtig sogar, dass
ich oft auch bei harmlosesten Gesprächen meine Worte vorausplane.
Und dies scheint wirklich
etwas besonderes zu sein.
(Besonders dumm und krankhaft
meine ich.)
Denn oft glaubt man
von bestimmten lächerlichen
Angewohnheiten,
nur man selbst habe sie,
und dann stellt sich heraus,
dass andere,
denen man davon erzählt,
sie ebenso haben.
Diese meine Angewohnheit
aber, Gesprächsanfänge vorauszuplanen,
scheint doch ziemlich selten
zu sein.
Zugegebenermassen,
ich tue es eigentlich nicht
aus Nervosität,
wohl eher aus Langweile
und Gewohnheit.
Kürzlich zum Beispiel
hatte ich eine Idee gehabt, die mir vorher nie gekommen war.
Als ich sie jemandem erzählen
wollte, überlegte ich kurz, wie ich das Thema anreissen sollte.
"Du, weisst du, was
ich mir eben zum ersten Mal überlegt habe?"
Nein,
dieses "weisst du"-Fragen
ist so lächerlich -
der Betreffende weiss es
ja sowieso nie,
sonst würde man ihn
gar nicht darauf ansprechen!
"Du, eben habe ich mir
zum ersten Mal etwas überlegt!"
NEIN!
Das liest sich ja so, als
hätte ich mir zum ersten Mal überhaupt irgendwas überlegt!
"Den folgenden Gedanken
habe ich mir eben zum ersten Mal gedacht:..."
Auch nicht,
das klingt ja wie ein Formular,
entworfen allerdings von
einem hirnkranken Schimpansenbaby.
(Um etwas Slapstick in
die Choose reinzubringen...)
"Slapstick"...
Woher kommt eigentlich
das Wort?
Slap,
Stick.
Naja.
Lassen wir das.
Zur Erklärung meiner
Angewohnheit:
Es geht noch weiter.
Schlimm ist es vor allem,
wenn ich im Kopf Briefe schreibe.
Dies vor allem in
schlaflosen Nächten.
Da beginnt's einfach zu
schreiben, in meinem Kopf.
Hassbriefe,
an Leute, denen ich schon
immer mal die Meinung sagen wollte.
("Du, weisst du, was
ich dir schon immer sagen wollte?" - nein, eben nicht so!)
Leserbriefe,
über Dinge, die ich
schon immer einer breiteren Öffentlichkeit mitteilen wollte.
Bettelbriefe,
an (z.B.) Spielberg, er
solle mich doch bei einem seiner Filme mitarbeiten lassen.
Und natürlich
Liebesbriefe.
An you-know-who.
Or don't.
Keiner dieser Briefe wird
je wirklich geschrieben, geschweige denn abgeschickt.
Aber sie hindern mich noch
mehr am schlafen,
als ich es jeweils sowieso
schon bin.
Vielleicht schreiben andere
Leute
auch solche "Kopfbriefe".
("Chef, sie sind ein
fertiges Arschloch!")
Vielleicht werden in jeder
Nacht im ganzen Land unter stillen Dächern
hunderttausende solcher
Briefe verfasst.
Manchmal frage ich mich,
ob die Welt nicht ein besserer Ort wäre,
wenn sie alle zu Papier
gebracht
und abgeschickt würden.
(c) Moritz Gerber