Hallo X!

Was es hier alles gibt!

Giraffen, zäune, Häuser, oben, unten! Ich kann jetzt gar nicht alles aufzählen, aber zum Glück habe ich ja alles fotografiert Und so. Kennst du japan? Ist auch so ein Land ganz hier in der Nähe. Aber naja; man muss ja nicht überall gewesen sein! Die Frauen sind schön und undurchschaubar, immer und überall.

Viele liebe Grüsse, dein Moritz

Liebe X!

Da ich meinen Zivildienst organisiert, die Prüfung für die Filmschule bestanden und meine Zukunft durchgeplant habe, bin ich auf eine Reise nach Japan aufgebrochen.

... Äh, halt, stimmt ja gar nicht! Meinen Zivildiensteinsatz habe ich noch nicht organisiert, die Prüfung für die Filmschule noch gar nicht gemacht, und meine Zukunft steht in den Sternen einer nebeltrüben Herbstnacht. Aber in Japan bin ich trotzdem! Von dorther viele liebe Grüsse,

Liebe X!

Gerade eben habe ich auf einem Bahnsteig auf einen Shinkansen gewartet, da sah ich jenseits der Geleise eine öffentliche Sauna. Jedes der 5. Stockwerke war mit "Sauna" beschildert, was mich stutzen machte; hätte man sich nicht einfach mit einem Schild begnügen können, welches darüber informierte, dieses Gebäude sei in 1., ja eigentlich in einziger Linie mit Saunas bestückt, oder auch mit "Saunen", je nachdem, was der in diesen Belangen mir an Kompetenz überlegene Duden dazu meint? Wahrlich, die Welt ist ein Rätsel und das Leben die Lösung dazu! Viele Grüsse aus Japan,

Moritz

P.S.: Entschuldige den Unsinn.

P.P.S.: Remember me?

Lieber X, liebe Y, hallo Z!

Kleine Theorie der Postkarte: Der Informationsgehalt einer PK ist zwar aufgrund des (üblicherweise) vorhandenen Bildes höher als der eines durchschnittlichen Briefes (1 Bild > 1000 Worte). Andererseits ist er sehr klein, wenn man ihn mit einem fast in 100% der Fällen an eine Reise anschliessenden Erfahrungsbericht vergleicht, welcher ja seltenst ohne unterstützendes Bild-(Photo-)Material auskommen muss. Der tiefere Grund für das Schicken einer PK muss also woanders gesucht werden. Dabei ist zuallererst zu bedenken, dass Erfahrungsberichte auch einer Reise meist weniger (usw. usf.)... Viele Grüsse,

Moritz

Hallo X!

Wir verbringen hier die schönsten ferien seit Siegfried und Roy’s Tigersafari ‘83. Die Welle sind so klar, dass man meinen könnte, der Sand sei aus Zucker! Manchmal baden wir sogar, allerdings aber nur in der Schweiz. Und auch sonst gibt es hier nichts nicht, was es nicht gibt!

Liebe Grüsse,

dein hochbegabter Moritz

Hallo X & Y!

Nun bin ich endlich wieder am anderen Ende der Welt. Was beim letzten Mal noch ein Abenteuer war, ist jetzt einfach eine interessante aber entspannende Erfahrung. schliesslich ist hier ja auch fast alles gleich wie zuhause; die Leute stehen halt Kopf und die Uhren gehen rückwärts, und Deutsch scheint hier auch niemand zu sprechen. Und viele Japaner!

Viele Grüsse, Moritz

Hallo X!

Obwohl ich schon mehr als die Hälfte meines Aufenthalts hinter mir habe, rätsle ich noch immer an ihm herum; was tue ich hier eigentlich? Inspiration suchen, die Sprache lernen, die Freundin besuchen, vor wichtigen Entscheidungen davonlaufen? Viel fremder als das ferne Land um mich herum scheint mir das Labyrinth in meinem Kopf. Ich hoffe, deine Arbeit ist tatsächlich der grosse Wurf und freue mich darauf, dich in Zürich zu besuchen – oder auch in Hollywood, falls es besonders gut läuft.

Viele Grüsse, Moritz

Sehr geehrter Herr X,

wie Sie sehen bin ich nun also wieder in Japan angelangt – einem Land, das man, wenn man Floskeln und alte Hüte scheut, besser gar nicht zu beschreiben versucht. "Fremd und doch ähnlich", "Vergangenheit und Zukunft" – man kennt solche Worte ja zur Genüge. Während ich also begierig neue Eindrücke sammle, gilt doch der Grossteil meiner Gedanken meinem Leben und meiner Zukunft in der Schweiz. Die Welt ist gross und das Dasein kurz – ein schwierigeres Rätsel kenne ich nicht. Ich hoffe, es geht Ihnen wohl und bin mit freundlichen Grüssen Ihr

Moritz Gerber