Das Zitat vom Samstag, dem 24. Oktober 1998:
"Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen /
die sich um die Dinge ziehn /
den letzten werde ich sicher nicht vollbringen /
aber versuchen will ich ihn"
(Rainer-Maria Rilke)
Nachdem ich dieses Zitat gelesen habe, ging es mir den ganzen Tag im Kopf herum. Abends konnte ich mich nicht mehr genau erinnern,
welche Worte Rilke verwandt hatte;
"wachsende Kreise?", "Kreise, die sich weiten?", "die ich vollenden will?".
Als es wieder in meinen Händen lag, war ich zum zweiten Mal an diesem Tag überwältigt von seiner Einfachheit und seiner Tiefe.
Der Tod ist gewiss das Urthema des Menschen, die Bibel etwa, eine Grundlage der abendländischen Kultur,
beginnt mit der Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies - und mit Gottes Entschluss,
den Menschen nie vom "Baum des Lebens" kosten zu lassen.
Dieses so umfassende, grosse Thema
in all seiner Tragik,
aber auch mit einem Schuss Hoffnung
in vier Zeilen zu behandeln ist eine unglaubliche Leistung.
Wir können nur hoffen, dass auch unsere Lebensringe wachsen, dass wir nicht immer am selben Ort kreisen müssen.
Dass wir bis am Ende dazulernen.
Versuchen wir es.
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