Das Zitat vom 19. Juni 1999:

" Manchmal ging er mir auf die Nerven wie alle Künstler,

die sich für höhere oder tiefere Wesen halten,

bloss weil sie nicht wissen, was Elektrizität ist. "

(Aus "Homo Faber" von Max Frisch)

Walter Faber, der Protagonist des Romans,

ist eine meiner liebsten Figuren überhaupt.

Er, der in einem notgelandeten Flugzeug keinen verendeten Flugsaurier,

in den nächtlichen Dünen im Sand keine wogenden Wellenberge

und in dem allem und dem silberscheinenden Mond kein Erlebnis,

sondern physikalische Geschehnisse sieht -

kein Wunder, dass er nicht viel Sympathie erweckt.

Bei mir schon.

Der Mensch hat die Welt in seinen Gefühlsdunst gehüllt,

hat geahnt, geglaubt, geaberglaubt, gefürchtet, gehofft und geargwöhnt,

und nur selten und ungern gewusst.

Noch heute,

ungeachtet der Mondflüge, der Atombomben und des Internets ist es dasselbe -

die Unvernunft fusst auf dem breitestem aller Sockel.

Mondflüge, Atombomben und Internet

sind sogar ein deutlicher Beweis hierfür.

Dächte man konsequent wie Walter Faber,

so sähe man im Auto keinen Status,

im Status keine Macht,

und in der Macht keinen Sinn.

Man stünde nicht auf der Seite der Maschinen,

sondern auf der der Welt.

Komischerweise wird dies immer verwechselt, wird die Ratio, die "kalte" Vernunft als Totengräber der Natur gesehen,

als Kraft hinter den Schreckgespenstern Atomenergie, Gentechnik, Automobilisation.

Dabei wird gerade derjenige, der vernünftig ist, auf solche Dinge verzichten wollen.

Nur weil Faber weiss, was Elektrizität ist,

ist er noch kein schlechter Mensch.

Fast bin ich versucht zu schreiben:

im Gegenteil!

*