Das Zitat vom Samstag, dem 17. Oktober 1998:

"Ich wundere mich, dass man unter so vielen überstiegenen Beweisen für das Dasein Gottes noch

nicht darauf verfallen ist, das Vergnügen als Beweis anzuführen; das Vergnügen ist etwas Göttliches,

und ich bin der Meinung, dass jedermann, der guten Tokaier trinkt, der eine schöne Frau küsst, mit

einem Wort, der angenehme Empfindungen hat, ein wohltätiges höchstes Wesen anerkennen muss."

(Gottesbeweis des Philosophen Voltaire)

Im gestrigen Zitat stellte Woody Allen die Frage, was das Leben eigentlich lebenswert macht.

(Seine Antwort war: "Groucho Marx")

Voltaire, der einige weitere Dinge aufzählt, welche uns das Leben erträglich oder gar süss machen,

schliesst aus deren Existenz auch gleich, dass es ein göttliches Wesen geben muss.

Dieser Schluss ist natürlich unzulässig - wer an einem beliebigen Abend die Tagesschau sieht, weiss, wieviel Leid es auf der Welt gibt.

Das Mass an Leid übersteigt vermutlich dasjenige an Freude, folglich könnte Voltaire höchstens die Existenz eines teuflischen Wesens

beweisen.

Die Theodizee-Frage bleibt ungelöst.

Dennoch muss man zugeben, dass man hin und wieder, wenn man die von Voltaire genannten und weitere

"angenehme Empfindungen"

hat, einfach gerne irgendjemandem danken würde. Aber wem?

Aus diesem Dankesbedürfnis einen Gottesbeweis zu machen, ist einfach wunderbar,

und man gönnt Voltaire den Spass, den er offensichtlich am Leben gehabt hat.

*